Bildungsminister kapituliert vor dem Lehrermangel

Rede im Landtag
Rede im Landtag

Bühl: Änderungen dringend nötig

Zum Beginn des neuen Schuljahres kann der Unterricht erneut wieder nicht flächendeckend gewährleistet werden, stellte Bildungsminister Helmut Holter (Linke) in Presse-Äußerungen fest. Gerade ländliche Schulen werden durch den Lehrermangel weiter spürbare Unterrichtsausfälle vertragen müssen, so der Bildungsminister. Grund dafür ist, dass die von der linksgeführten Regierung angekündigte Einstellungsoffensive nicht greift, schätzt zumindest Landtagsabgeordneter Andreas Bühl (CDU) ein. Bestätigt wird er durch aktuelle Zahlen. In der Bilanz befinden sich seit 2014 nun 6000 Schüler mehr in Thüringer Schulen. Dem stehen aber trotz gesteigerter Neueinstellungen dennoch 200 weniger Lehrer gegenüber. Es bräuchte also andere Ansätze für die größte landespolitische Herausforderung, sagt Andreas Bühl.

Es sei dieser Regierung nicht gelungen den Stand von vor 2014 zu halten, sondern die Situation habe sich weiter verschärft. Und das obwohl die Finanzlage durch die gute wirtschaftliche Situation und knappen 4 Mrd. Euro Mehreinnahmen in dieser Legislatur so gut war wie noch nie, stellt Bühl fest. Ursächlich dafür ist das in Thüringen sehr langwierige Einstellungsverfahren und der späte Einstellungstermin, sodass auch in Thüringen ausgebildete Lehrkräfte bereits Monate bevor das Einstellungsverfahren in Thüringen abgeschlossen ist in benachbarten Bundesländern eine Anstellung finden können. Auch die von der Vorgängerregierung vorgesehene Erhöhung der Referendare, also Lehrer in Ausbildung, wurde 2015 gestoppt und erst 2019 wieder aufgenommen. Im gleichen Zuge sei Holter die Einstellung von Quereinsteigern im Vergleich zu anderen Bundesländern nur halbherzig angegangen. „Die CDU-Fraktion im Thüringer Landtag hat dies seit dem Ansteigen der Schüler durch geburtenstärkere Jahrgänge immer wieder thematisiert und Änderungsvorschläge eingebracht. Die Linkskoalition lehnte alle Anträge ab. Der stattdessen angestrebte Thüringen-Plan des Bildungsministeriums sorgte in der Praxis eher für enttäuschte Erwartungen.“, so das Bildungsausschuss-Mitglied Andreas Bühl.

Doch neben dem reinen Mangel an Lehrern sei es auch schwierig, junge Lehrkräfte für Fahrzeiten an die Arbeit in ländlichen Schulen zu motivieren. Dies habe die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) bereits vor Wochen erklärt. Zur Lösung der Misere spricht sich Bühl unter anderem für ein Anreizsystem für Lehrerstellen aus, die dringend in Thüringen benötigt werden. "Wenn wir eine bestimmte Fächerkombination in einer weniger attraktiven Thüringer Gegend suchen, sollte es möglich werden, die Bewerber mit einem erhöhten Anfangsgehalt einzustellen", schlägt Andreas Bühl vor. Anderenfalls bestehe die Gefahr, dass gerade die besonders gesuchten Berufsanfänger - beispielsweise in den naturwissenschaftlichen Fächern - in den Nachbarländern eingestellt werden, die den Berufsanfängern heute schon generell mehr Geld bieten.