
Am Rande der Landtagssitzung haben sich die Landrätin des Ilm-Kreises, Petra Enders, die Bürgermeister von Großbreitenbach, Ilmenau und Königsee, Peter Grimm, Beate Misch und Marco Waschkowski, sowie betroffener Ortsbürgermeister auf Einladung des Abgeordneten Andreas Bühl mit Umweltminister Tilo Kummer zu einem Gespräch getroffen, um das Thema der Wolfsrisse im Ilm-Kreis zu diskutieren und Lösungsmöglichkeiten zu erörtern. Bühl stellte den Plenarantrag der Regierungskoalition vor, der am Freitag im Landtag debattiert wurde. In dem Antrag wird die Landesregierung beauftragt im Bundesrat für eine Absenkung des Schutzstatus des Wolfs einzutreten, damit dieser dann bejagt werden kann. Dazu ist es allerdings noch ein rechtlich weiterer Weg.
„Wir erhöhen aus Thüringen heraus den Druck, damit dieses Thema von der neuen Bundesregierung sofort angegangen wird und wir eine Änderung der Situation vor Ort herbeiführen können. Der Bund muss liefern, sobald es eine neue Bundesregierung gibt. Hierzu wird es eine Bundesratsinitative schon in der nächsten Woche geben. Die Bilder und die Lage der Weidetierhalter sind nicht länger hinnehmbar. Der Handlungsdruck ist groß, das dürfte allen bewusst sein“, so Abgeordneter Andreas Bühl.
Landrätin Petra Enders sagte zur Situation um den Wolf: „Ich nehme die Ängste und Sorgen der Bürgerinnen und Bürger bezüglich der Wolfspopulation im Ilm-Kreis sehr ernst, denn wir haben derzeit mit massiven Wolfsrissen im Norden und Süden des Ilm-Kreises zu kämpfen. Aus meiner Sicht sollte dringend eine Neubewertung des Wolfs-Schutz-Status‘ und damit der EU-Wolfsstrategie erfolgen, da die realen Bedingungen dort nicht abgebildet sind. Aufgrund der strengen Unterschutzstellung des Wolfes ging man bereits im November 2022 in einem gemeinsamen Entschließungsantrag des Europäischen Parlaments davon aus, dass die Wolfspopulation in den letzten 10 Jahren um 25 Prozent gestiegen ist, sich der Wolfsbestand also von Jahr zu Jahr erhöht. Aus meiner Sicht ist längst ein günstiger Erhaltungszustand erreicht, der auch gesetzlich so definiert und verankert werden muss. Deshalb bedarf es dringend grundlegender Änderungen im EU-, nationalen und daraus abgeleitet im Landesrecht. Derzeit ist der Rechtsstand so, dass Regulierungsmaßnahmen nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich sind und diese müssen faktisch nachgewiesen sein. Aus meiner Sicht kann eine Feststellung der tatsächlichen Wolfspopulation nur dann ermittelt werden, wenn über das Monitoring des Landes nicht nur weitestgehend Wolfsrisse von Nutztieren dokumentiert werden. Vielmehr müssen vermehrt auch Beobachtungen zu Sichtungen, Rissfunden in der Natur, Spuren oder Losungsfunde ebenso intensiv in die Analyse des Kompetenzzentrums für Wolf, Biber, Luchs einfließen. Mein Ziel ist es deshalb, die Jägerschaft des Landkreises dafür zu sensibilisieren und um Mithilfe zu bitten. Eine Informationsveranstaltung für den Ilm-Kreis ist in Vorbereitung, sollte dringend aber auch auf Landesebene erfolgen. Genauso dringend ist zu erfassen, ob Wölfe Herdenschutzmaßnahmen mehrfach überwunden haben. Wird der Nachweis nicht umfassend geführt, werden angeordnete Regulierungsmaßnahmen regelmäßig beklagt und schließlich durch Gerichte gekippt. Das zeigen die Erfahrungen aus anderen Bundesländern wie kürzlich in Sachsen.“
Wichtig sei, dass die Nutztierhalter bei der Ergreifung von Herdenschatzmaßnahmen durch das Land Thüringen schnell und unbürokratisch unterstützt werden. Dazu sei es erforderlich, die Besitzer von Nutztieren über mögliche Maßnahmen und die Antragstellung beim Land zu informieren. Wichtig sei aber auch, dass Besitzer von kleinen Nutztierbeständen ebenfalls Berücksichtigung bei der Förderung finden. Das sei derzeit in der Förderrichtlinie nicht klargestellt, so der Auftrag zur weiteren Prüfung an das Umweltministerium aus der Diskussionsrunde.
Die Landgemeinde Stadt Großbreitenbach hat eine Petition zur Regulierung des Wolfsbestands in den Thüringer Landtag eingebracht, die ab dem 24. April zur Unterschrift öffentlich ausliegt.
„Der Wolf jagt schon lange nicht mehr im Wald, dort, wo sein natürliches Jagdgebiet ist. Er reißt Nutztiere und kommt immer näher an bebaute Gebiete. Die Anwohner haben regelrecht Angst, dass irgendwann auch Menschen angegriffen werden könnten“, so Bürgermeister Peter Grimm. Ilmenaus Bürgermeisterin Beate Misch unterstreicht, dass der Wolf auch in den Ortsteilen von Ilmenau gesichtet wurde. „Der Wolf ist schützenswert, aber er hat auch ein großes Akzeptanzproblem in der Bevölkerung, bei Weidetierhaltern und Jägern“, sagt Misch. Die Möglichkeit, den Wolfsbestand zu regulieren, müsse daher zeitnah erfolgen.